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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 27.04.2004


Metamorphose
Anne Winkel

Letzte Aufführungen des Ballett Ensembles an der Komischen Oper. Von den international beachteten Choreographinnen Meryl Tankard, Australien und Ingun Bjørnsgaard, Norwegen




Barfuß - teils leicht, teils schwerfüßig tanzen die DarstellerInnen von "Metarmorphose" in der Komischen Oper. Ihre Bewegungen sind scheinbar angetrieben von einer unbestimmten Sehnsucht. Der Tanz ist eine Suche - einerseits versuchter Ausbruch aus gesellschaftlichen Konventionen und andererseits versuchte Wahrung der Ordnung. Die Körper wirken zerrissen zwischen Zivilisation und Chaos, zwischen Liebe und Hass. Die BühnenkünstlerInnen bewegen sich selbstbestimmt oder sind Spielfiguren ihrer (Tanz)partnerInnen. Sie verwandeln sich, nehmen Abschied und beginnen von Neuem. Begleitet wird das Ensemble im ersten Teil von einem melodisch-verbindenden Streichorchester. Das Bühnenbild setzt sich zusammen aus zwei Glaskomplexen: ein Haus mit Tür und eine Wand. Die Videoleinwand wir nur kurz und partial eingesetzt.

Das Sounddesign des zweiten Teils kombiniert sphärische Klänge mit Klaviermusik, Trommelwirbel und Stimmvariationen. Das Bühnenbild weicht der Inanspruchnahme der Videowand. Eine mysteriöse weibliche Gestalt betritt die Bühne. Ihre Bewegungen zu den orientalisch-fernen Klängen sind anmutig. Ihr Schatten erscheint in Einklang mit den immer abstrakter werdenden Wellenbildern der Leinwand. Während die Videoinstallation und die Szenen im Vordergrund wechseln, bleibt die Frau in weiß (bzw. verwandelt: schwarz) auf der Bühne. Eine der Vordergrundszenen zeigt ein hüpfendes, kleines schwarzes Wesen. Die vogelartige Figur wird von den bunten, schillernden Artgenossen zunächst zu Albernheiten angespornt, um anschließend verlacht zu werden.

Eine andere Szene erinnert an einen Kindergeburtstag. Mit einem Stock wird auf einen Pappmaché-Fisch eingedroschen. Das Spiel verwandelt sich in Aggression. Der Schläger verliert die Kontrolle, haut unkoordiniert um sich. Auch die Szenerie ändert sich. Dunkle Trommelwirbel schwellen an, propellergleiche Geräusche sind zu hören. Der Klangteppich wird härter, brutaler. Die Rückwand wird von rot-schwarzer Farbigkeit durchzogen. Männliche Tänzer strömen über die Bühne - Gedanken an Krieg drängen sich auf. Doch schnell folgen Abschnitte, die an einen Tempelkult erinnern, das "Vater unser" wird auf Spanisch gesprochen.

"Metamorphose" ist die "Fortsetzung der Reihe "Ballet is woman", welche im Oktober 2003 mit Poem/Body of Poetry begann. Die beiden international vielbeachteten Choreographinnen Meryl Tankard (Australien) und Ingun Bjørnsgaard (Norwegen) kreieren Uraufführungen, die eigens für die Compagnie des BerlinBallett entstehen und einen innovativen und aufregenden Tanzabend versprechen. Während Ingun Bjørnsgaard u.a. zu Franz Schuberts Streichquartett "Der Tod und das Mädchen" (Live Musik: Jargenow Quartett) choreographiert, - der bildende Künstler Thomas Björk entwirft für sie Bühne und Kostüme -, arbeitet Meryl Tankard mit dem renommierten Fotografen Régis Lansac zusammen."

AVIVA-Tipp: Ein avantgardistisches Ballett ist vergleichbar mit einem Gedicht, das in Wörtern (nicht in Sätzen) Stimmungen erzeugt. ZuschauerInnen werden "Metarmorphose" mit unterschiedlichen, aber auch übereinstimmenden Assoziationen, Gedanken und Interpretationen verlassen.




Metamorphose/ Körper der Verwandlung
Letzte Aufführungen des Berlin Ballett-Komische Oper
Choregrafinnen: Meryl Tankard, Ingun Bjørnsgaard
Künstlerische Leiterin: Adolphe Binder
28. April, 03., 06., 15. und 22. Mai, 05. Juni, sowie 06. und 10. Juli 2004, jeweils 20 Uhr
Komische Oper, Behrenstraße 55-57, 10117 Berlin
www.komische-oper-berlin.de



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Beitrag vom 27.04.2004

AVIVA-Redaktion